Schalte den Standby-Modus ab!

Standby kostet dich oft mehr Geld und Strom als die eigentliche Nutzung des Geräts im Betrieb. Warum also nicht auch den Standby-Modus abschalten, der nicht umsonst auf Amtsdeutsch „Schein-Aus-Modus“ heißt? Bei vielen Geräten hilft es schon, den Stecker zu ziehen … oder eine Steckerleiste mit einem Kippschalter zum Trennen vom Stromnetz einzusetzen.

In der Challenge 3 begibst du dich auf eine detektivische Suche durch deine Wohnung. Beim Aufspüren deiner elektrischen Geräte lohnt es sich, ein Notizheft zur Hilfe zu nehmen.

Teurer Spaß: So viel kostet Standby jedes Jahr

Jetzt kommen die versprochenen nackten Zahlen, und sie werden dich überraschen: Ein Haushalt mit drei Personen muss jedes Jahr etwa 100 Euro Stromkosten nur wegen des Standby-Modus zahlen. In Deutschland sind „Leerlaufverluste“ in Privathaushalten und Büros für einen Stromverbrauch in Höhe von mindestens 22 Milliarden kWh pro Jahr verantwortlich (Umweltbundesamt (UBA)). Dies verursacht jährlich Kosten von mindestens vier Milliarden Euro. Zum Vergleich: Für den Strom, der allein im Standby-Modus verbraucht wird, sind in Deutschland zwei mittelgroße Atomkraftwerke notwendig (Biblis liefert etwa 11 Mrd. kWh).

 

Doch welches Gerät verbraucht wie viel?  

Waschmaschine
Die Waschmaschine verbraucht Strom, obwohl sie nicht wäscht? Ja, leider – denn sie wartet darauf, dass du irgendwann einmal den Schalter von „Aus“ auf eines der Waschprogramme drehst.
Ladegeräte
Genauso befinden sich viele andere Haushaltsgeräte im Standby-Modus, von denen du vielleicht nicht einmal wusstest, dass sie einen Standby-Modus haben. Beim DVD-Player kann man sich das ja denken, aber auch das Smartphone-Ladegerät verbraucht ununterbrochen Strom, wenn es in der Steckdose steckt. Pro Jahr kosten dich Ladegeräte je nach Schätzung und Typ bis zu 50 Euro (UBA), ohne dass es dein Mobiltelefon auch nur ein einziges Mal aufgeladen hat.
Amazon Echo, Siri und Google Home
Ob Amazon Echo, Siri, Google Home oder ähnliche Geräte mit Stimmsteuerung: Sie alle müssen ununterbrochen „zuhören“ und Spracherkennung durchführen, meist mit Netzwerkverbindung. Entsprechen verbrennen sie über den Daumen gepeilt zwischen 2 und 7 Watt – Tag und Nacht, die gesamte Woche hindurch. Eigentlich sollten wir solch verschwenderische Geräte gar nicht mehr nutzen – oder, wenn wir schon solche Stromschleudern verwenden, dann sollten wir im Sinne des Klimaschutzes wenigstens Ökostrom beziehen
Fernseher
Auch im Standby-Modus verbrauchen sie Energie. Das kann bis zu 36 Euro an Energiekosten im Jahr verursachen. Fernseher waren früher große Stromfresser – auch im Bereitschaftsmodus. Denn die Flimmerkiste wartete die ganze Zeit auf ein Signal von der Fernbedienung. Inzwischen haben die Hersteller aber nachgebessert: Neue Fernseher schlucken maximal ein halbes Watt im Wartemodus. Auf ein Jahr umgerechnet macht das etwa einen Euro. Viel Strom verbrauchen die neuen Fernseher also erst, wenn sie auch wirklich in Betrieb sind. Jetzt bitte nicht in Euphorie ausbrechen, denn es gibt einen großen Haken an der Sache: Wenn du einen DVB-T-Receiver oder -Rekorder hast, verbraucht der etwa genauso viel Strom im Standby wie früher der Fernseher. Deshalb gilt auch hier: Stecker raus.
Stereoanlage
Der größte Stromschnorrer: die Stereoanlage Vor allem bei älteren Geräten fällt auch der Standby-Betrieb auf Dauer ins Gewicht. So kann die Stereoanlage 35 Euro im Jahr für Standby verursachen: Die Stereoanlage toppt selbst Fernseher und Computer mit einem horrenden Stromverbrauch im Standby-Modus. Mini-HiFi-Anlagen sind nicht viel besser. Auch hier zahlst du jedes Jahr 25 Euro dafür, dass die Anlage auf Knopfdruck bereit ist. Jetzt überlege mal, wie häufig du die Stereoanlage wirklich in Betrieb hast – etwa zwei Stunden pro Woche?
Radiowecker, Spielekonsolen, Internet-Radio
Bei einigen Geräten unterschätzen wir gerne den Stromverbrauch: Besonders ältere Radiowecker mit großem Display sind im Bereitschaftsmodus sehr stromintensiv. Auch den damit verbundenen „Elektrosmog“ möchte vielleicht nicht jeder neben dem Kopfkissen wissen. Spielekonsolen wie Xbox und Playstation verbraten im Betrieb über 100 Watt. Doch ausgerechnet der Standby-Modus schluckt bei neuen Spielkonsolen enorm viel Strom. So viel, dass die Konsolen von Sony und Microsoft über das Jahr gesehen mehr Strom im Standby-Modus verbrauchen können als während des eigentlichen Spielens. Ein wenig Linderung schaffen die Power-Einstellungen der Geräte, richtig gut wird’s erst mit Stecker-ziehen oder Steckdosenschalter. Internet-Radios sind ein relativ neues Problem. Weil sie letztlich kleine Computer sind, die digitale Musikdaten als Stream aus dem Internet holen, brauchen sie viel Strom. Und das auch im ausgeschalteten Zustand, denn beim „echten Einschalten“ müssten sie sich erst ins WLAN einwählen, dann beim Router eine Internet-Adresse besorgen, im Internet ein Radio-Verzeichnis abrufen und erst dann kann es losgehen. Das dauert oft einige Minuten – und niemand wartet heute gerne. Die Schattenseite ist aber, dass die Netzradios ständig eine aufwändige WLAN-Verbindung aufrecht erhalten. 24 Stunden am Tag, auch im Standby. Also lieber mit Kippschalter (Steckdosenschalter) ausstatten und ein bisschen warten.
Router und Setup-Boxen und smarte Haushaltsgeräte
Router und Setup-Boxen sind meist auf Dauerbetrieb eingestellt und verbrauchen ständig Strom. Hier lohnt es sich, eine Nutzungszeit zu programmieren, damit sie zum Beispiel nachts nicht laufen oder während du auf der Arbeit bist. Allerdings muss der Verbraucher prüfen, ob die Geräte das mitmachen. Jedoch sind nicht alle Geräte für den getimten Stromentzug geeignet. Einige müssen nach jedem Ausschalten neu programmiert werden. Smarte Haushaltsgeräte, die untereinander vernetzt sind und sich über das Smartphone ansteuern lassen, sind bereits in vielen Haushalten vorhanden. Sie sind wie kleine Computer anzusehen, die ununterbrochen mit dem WLAN verbunden sind, kommunizieren und somit Strom verbrauchen. Aber auch sie können oft so programmiert werden, dass sie nur aktiv sind, wenn es notwendig ist.
Warmwasser-Boiler
Standby-Falle: Warmwasser-Boiler Ein Warmwasser-Boiler in der Küche oder im Bad sorgt für ein großes Problem: Der Boiler hält das Wasser konstant auf einer bestimmten Temperatur und muss das Wasser ständig nachwärmen – sogar in der Nacht. Die einfachste Lösung ist ein Stecker mit Kippschalter, mit dem du den Boiler selber ein- und ausschalten kannst. Schließt du einen Thermo-Stopp an, bekommst du einen Signalton, wenn das Wasser heiß ist. Alternativ kannst du auch mit einer Zeitschaltuhr regeln, dass du morgens und abends heißes Wasser hast. Jedes Jahr sparst du so etwa 30 Euro.

 Dass sich die EU nicht nur um Detailfragen wie krumme Gurken im Lebensmittelhandel kümmert, zeigt dir schon diese revolutionäre Verordnung zur Standby-Stromverschwendung: Neue Haushaltsgeräte und alle Unterhaltungselektronik dürfen seit 2014 nicht mehr als ein bis zwei Watt im Standby verbrauchen. Ist das Gerät länger ausgeschaltet, muss der Stromverbrauch sogar auf unter ein Watt sinken. Auch für Computer oder Zubehör gibt es eine EU-Verordnung, die alle Hersteller dazu zwingt, den Stromverbrauch bei abgeschalteten Geräten auf ein halbes Watt zu reduzieren. Oft tricksen Hersteller aber und führen einen eigenen Ruhemodus ein. Einige Geräte haben dagegen gar keinen „Aus“-Schalter. Da hilft dann die beste Verordnung nichts. Kaufe also nichts, was nicht auch einen echten „Aus“-Schalter hat – egal, ob es sich um einen Fernseher, eine Stereoanlage oder eine externe Festplatte handelt.

 

Standby-Killer: Was taugt die Steckerleiste?

In so gut wie jeder Wohnung gibt es Mehrfachstecker und wer schon einmal etwas von Standby gehört hat, der hat sich einen Mehrfachstecker mit Kippschalter gekauft. Gefahr erkannt – Gefahr gebannt, könnte man meinen. Leider haben auch die Steckdosenleisten einen eigenen Energieverbrauch, wenn das Glimmlämpchen leuchtet. Nicht viel, aber eben auch Strom für nichts und wieder nichts – vor allem, wenn man zwar die Steckerleiste verwendet, aber die Geräte selten bis nie damit abschaltet.

Es gibt aber eine Alternative, die nur wenige kennen: sogenannte „Master-Slave-Steckdosen“. Dies sind automatische Mehrfachstecker, die einen „Master“- und mehrere „Slave“-Stecker haben. Dein Haupt-Gerät steckst du in den „Master“-Anschluss, zum Beispiel den PC oder Fernseher. Zusätzliche Geräte schließt du dagegen bei „Slave“ an, wie etwa einen DVD-Player oder Drucker und Monitor. Erst wenn du dein Hauptgerät einschaltest, werden die Zusatz-Geräte ebenfalls (automatisch) eingeschaltet. So sparst du 95 Prozent des Standby-Verbrauchs ein.

In deinem Notizheft stehen jetzt die Anzahl der möglicherweise noch nötigen Steckerleisten oder Steckdosen mit Kippschalter (für ein einzelnes Gerät z.B. die Waschmaschine) oder „Master-Slave-Steckdosen“. Mit ganz viel Zeit bei ganz schlechtem Wetter und einem ausgeliehenen Strommessgerät (z.B. beim Energieversorger, Energie Ressourcen Agentur e.V.) könnte man die eingesparte Strommenge auflisten und sich über das eingesparte Geld freuen. Eine grobe Abschätzung macht aber auch Freude!!

 

Weitere Tipps zum Stromsparen gibt es unter: 

www.co2online.de/energie-sparen/strom-sparen/strom-sparen-stromspartipps/stromverbrauch-bei-standby/

Bildquelle: Wikipedia.de

Autorin: Cornelia Grote-Bichoel

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